Retrofit in der Intralogistik: Wann lohnt es sich und wie gelingt der richtige Ansatz?

von Torge Funk

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre bestehende Intralogistik an erhöhte Leistungsanforderungen und technologische Entwicklungen anzupassen. Doch wann ist ein Retrofit sinnvoll – und wie geht man das Projekt richtig an? Dieser Artikel gibt praxisnahe Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Retrofit-Projekte in der Intralogistik.

Lagersystem

Das Wichtigste in Kürze

  • Retrofit in der Intralogistik bedeutet die gezielte Modernisierung bestehender Anlagen, ohne einen kompletten Neubau.
  • Ziel ist es, Leistung, Verfügbarkeit und Energieeffizienz zu steigern und aktuelle IT- sowie Automatisierungslösungen zu integrieren.
  • Retrofit lohnt sich besonders bei Ersatzteilproblemen, veralteter Steuerungstechnik, geänderten Leistungsanforderungen oder wenn ein Neubau zu teuer wäre.
  • Vorteile: Geringere Investitionskosten, kürzere Projektlaufzeit, längere Lebensdauer der Anlage, weniger Betriebsunterbrechungen.
  • Erfolgsfaktoren: Gründliche Ist-Analyse, strukturierte Projektplanung, Kompatibilitätsprüfung neuer Technik und sanfte Migration im laufenden Betrieb.
  • Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist entscheidend, um Retrofit-Varianten mit dem größten wirtschaftlichen und operativen Nutzen auszuwählen.

Retrofit bezeichnet in der Intralogistik die Modernisierung, Erweiterung oder Aufbereitung bestehender Lager- oder Fördertechnik, ohne dabei die gesamte Anlage neu zu bauen oder komplett zu ersetzen.
Typische Retrofit-Maßnahmen umfassen den Austausch veralteter Steuerungen, die Integration neuer Sensorik oder Softwarelösungen sowie die Erneuerung mechanischer Bauteile einzelner Anlagenbestandteile.
Wer Retrofit etwas größer denkt, kann die Leistung seines Standortes skalieren, durch die Integration moderner Lagersysteme (wie z.B. Shuttlelager) in einen bestehenden Intralogistikstandort. Auch die Anbindung an moderne Lagerverwaltungssysteme (WMS) oder die Integration neuer Sicherheitsstandards können Teil eines Retrofit-Projekts sein.

Ziel ist es, Leistung, Verfügbarkeit und Energieeffizienz der Anlage zu steigern, neue IT- oder Automatisierungslösungen zu integrieren und so die Anlage an veränderte Anforderungen, wie höhere Durchsätze anzupassen und durch intelligente Planung künftige Anforderungen besser bewältigen zu können, mit bereits bestehenden Grundstrukturen.

Wann lohnt sich ein Retrofit? Wichtige Entscheidungskriterien für Intralogistik-Anlagen

Ein Retrofit lohnt sich immer dann, wenn eine Anlage grundsätzlich noch funktionstüchtig, aber technisch oder wirtschaftlich überholt ist. Ein Retrofit kommt bei einigen Faktoren besonders in Frage. Zum Beispiel bei Ersatzteilproblemen, die entstehen können, weil Original-Ersatzteile nicht mehr angeboten oder Lieferzeiten zu lang werden.
Auch, wenn Steuerungstechnik oder mechanische Bauteile veralten und zu hoher Störanfälligkeit und Ausfallzeiten führen oder veraltete Software aktuelle Schnittstellen nicht mehr bedienen kann.
Ein anderer Faktor kann sein, dass sich Anforderungen, an ein möglicherweise für geringere Durchsätze oder weniger flexibles Artikelsortiment geplantes System im Laufe der Zeit verändert haben. Meist hat es dann noch immer funktionsfähige Grundstrukturen, die mit gezielten Anpassungen der Software oder Mechanik ihre neuen Aufgaben einwandfrei bewältigen können.
All diese Faktoren können einen Retrofit zu einer attraktiven Alternative, gegenüber einem Greenfield-Projekt machen.

Kosten-Nutzen-Vergleich: Retrofit als Alternative zu Neubauprojekten

Kommt der Retrofit in Frage, muss eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse Klarheit über die Wirtschaftlichkeit des Projektes bringen. Denn oft sind die Investitionskosten für einen Retrofit deutlich niedriger als die für eine komplette Neuanlage – bei gleichzeitig überschaubarem Risiko.

In vielen Fällen lässt sich durch ein Retrofit die Lebensdauer einer Intralogistikanlage um mehrere Jahre verlängern, ohne dass massive Investitionen in Neubauten nötig werden.

Der richtige Retrofit-Ansatz: So planen Sie ein erfolgreiches Modernisierungsprojekt

Damit ein Retrofit-Projekt erfolgreich verläuft, ist eine strukturierte Vorgehensweise entscheidend. Die wichtigsten Schritte dabei:

Schritt 1 – Prozessanalyse: Engpässe erkennen und Leistungsziele definieren

Bevor technische Lösungen ausgewählt werden, muss zuerst die Gesamtprozessanalyse erfolgen. Nur wenn klar ist, wo Engpässe bestehen, welche Leistungsziele verfolgt werden und wie sich Materialflüsse verändern sollen, können Retrofit-Maßnahmen zielführend geplant werden. Eine Technikentscheidung ohne vorherige Prozessanalyse führt häufig zu Fehlinvestitionen oder unzureichenden Ergebnissen.

Schritt 2 – Mechanik und Steuerung bewerten: Was bleibt, was wird erneuert?

Im nächsten Schritt erfolgt die Zustandsbewertung der bestehenden Anlage. Dazu gehören eine Mechanische Begutachtung, in der bewertet wird, welche Teile noch langlebig sind und wo Verschleiß oder Ausfall drohen.
Für die Prüfung der Steuerungstechnik betrachtet man die Ersatzteilversorgung, aber auch die Updatefähigkeit der Steuerung und ob Schnittstellen für moderne Softwarelösungen (z.B. für Automatisierung) vorhanden sind.

Diese Bewertung ist die Grundlage für die Entscheidung, welche Anlagenteile erhalten bleiben und wo Ersatz oder Modernisierung nötig ist.

Schritt 3 – Neue Technik integrieren: Kompatibilität und Schnittstellen sichern

Ein Retrofit bedeutet fast immer die Integration neuer Technik in bestehende Anlagenstrukturen. Das erfordert neben einer Kompatibilitätsprüfung neuer Steuerungen oder Software mit der bestehenden Mechanik und Infrastruktur,
auch umfangreiches Schnittstellenmanagement, um moderne Systeme reibungslos in die bestehende IT-Landschaft einzufügen.
Der Umbau erfolgt idealerweise in sogenannter sanfter Migration, schrittweise oder in parallellaufenden Systemen, um Risiken beim Wechsel zu minimieren. Denn erfolgreiche Retrofit-Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass neue Technologien funktional und sicher in bestehende Abläufe eingebunden werden, ohne den laufenden Betrieb langfristig zu stören.

Schritt 4 – Risikobetrachtung und präzise Projektplanung im laufenden Betrieb

Da Retrofit-Projekte häufig im laufenden Betrieb oder in sehr engen Zeitfenstern durchgeführt werden müssen, ist eine detaillierte Projektplanung mit Risikobetrachtung unumgänglich.

Wichtige Punkte der Risikobetrachtung sind:

  • Genaue Zeitplanung für Stillstandsphasen
  • Ausfallsicherheitsstrategien, falls es zu Verzögerungen kommt
  • Ersatzteillagerung für Alttechnik bis zur finalen Umstellung
  • Test- und Abnahmephasen, bevor die neue Technik in den Live-Betrieb geht
  • Post Go-Live Betreuung, um auf Anforderungen im Betrieb schnell zu reagieren

Erfolgsfaktor Struktur: Warum geordnete Umsetzung bei Retrofit entscheidend ist

Ein Blick in die Praxis zeigt, das Erfolgskonzept für das Gelingen Ihres Retrofit-Projekts ist die geordnete und strukturierte Abarbeitung der wichtigsten Prozessschritte.

Sind in der Ist-Analyse alle Stärken und Schwächen des bestehenden Systems und die bestehenden, sowie aufkommenden Anforderung beschrieben,
werden mehrere Varianten entwickelt, mit denen Ihr Retrofit-Projekt zukunftsfähig wird.


In sorgfältiger Bewertung werden diese Varianten auf Passgenauigkeit und Umsetzbarkeit für Ihre Anwendung geprüft,
bevor Sie mit der besten Variante für das Retrofit-Projekt in die Umsetzung startet.

Fazit: Retrofit als wirtschaftliche und nachhaltige Modernisierungslösung

Ein Retrofit-Projekt in der Intralogistik bietet die Chance, bestehende Anlagen wirtschaftlich, nachhaltig und zukunftssicher zu modernisieren, ohne in eine komplett neue Anlage investieren zu müssen. Entscheidend für den Erfolg ist jedoch ein strukturierter Ansatz, von Ist-Analyse über präzise Planung und Umsetzung bis Post Go-Live Betreuung.

Unternehmen, die diese Punkte berücksichtigen, können mit Retrofit-Projekten Kosten sparen, Leistung steigern und gleichzeitig Betriebsrisiken minimieren.

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